Pferdeernährung früher und heute

Die Pferdeernährung, aber auch der Leistungsanspruch hat sich in den letzten 50 Jahren drastisch verändert. Mit diesen Veränderungen gehen markante Fütterungsveränderungen bei unseren Pferden einher. In den letzten Jahren werden Stoffwechselprobleme beim Pferd immer häufiger beobachtet. Hier finden Sie wichtigste Punkte, wie sich die Pferdefütterung verändert hat, und warum es so essentiell geworden ist, Pferde richtig zuzufüttern:

PferdeernaehrungDie meisten Pferde sind heutzutage Freizeitpferde. In anderen Worten wird ihnen wenig und meist unregelmäßig Leistung abverlangt. Im Vergleich zu den Arbeitspferden von früher, führt dies zu einem deutlich reduzierten Energiebedarf. Dies wiederum führt dazu, dass unsere Pferde von heute weniger zu fressen bekommen. Eine reduzierte Futteraufnahme führt aber auch zu einer geringeren Aufnahme an Vitalstoffen wie Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen. Diese lebensnotwendigen Stoffe sind aber auch bei geringeren Leistung in ausreichendem Ausmaß nötig, um ein Pferd gesund und leistungsfähig zu erhalten. Bei „Reduktionskost“ ist bei fehlender Zufütterung von Vitalstoffen eine Mangelernährung beim Pferd die häufige Folge.

Viele Zusatzfutter für Pferde sind nicht auf die Bedürfnisse des Pferdes abgestimmt. Auch wenn das die Futtermittelindustrie nicht gerne hört, viele Pferdefutter-Zusatzprodukte sind nicht auf die Bedürfnisse und auch auf den Verdauungsvorgang des Pferdes abgestimmt. So findet man in vielen Pferdezusatzfuttermittel einen hohen Anteil an Calcium. Calcium fehlt aber bei einer ausgewogenen Raufutter- und Kraftfuttergabe nur sehr wenigen Pferden (Schätzungen zufolge nur ca. 5 Prozent aller Pferde inklusive Jungtiere). Hingegen fehlen wiederum rund 90 Prozent (Schätzung) aller Pferden Magnesium, welches aber nur in sehr geringen Dosen den meisten Pferdefuttermitteln zugesetzt ist. Woher kommt das? Die Erklärung liegt wohl in den Kosten der Rohstoffe. Während qualitativ hochwertiges und bioverfügbares Magnesiumcitrat sehr teuer ist, gibt es viele Calciumverbindungen fast geschenkt. Allerdings führt ein Calcium-Überschuss über längere Zeit zu einer verminderten Aufnahme an anderen Vitalstoffen wie z.B. Spurenelementen. Auch Zink fehlt sehr vielen Pferden, welches aber in zahlreichen Pferde-Zusatzprodukten gar nicht oder nur als kaum verwertbares Zinkoxid zugesetzt wird. Ideal für Pferde zu verstoffwechseln wäre Zinkchelat in einer organischen Aminosäureverbindung so wie es von Natur aus beim Pferdehanf vorkommt.

Viele Pferdeweiden und Heuwiesen sind falsch kultiviert. Viele Pferdeweiden sind über Jahre falsch kultiviert worden und als Folge überweidet und verdichtet, verwurmt, Kräuter arm, jedoch reich an Fruktanreichen Pflanzen wie das deutsche Weidelgras. Das deutsche Weidelgras ist für Pferde aufgrund seiner Zusammensetzung sehr schlecht zu verstoffwechseln und somit als alleiniges Pferdefutter nicht geeignet. Hohe Fruktankonzentration im Frühjahr und Herbst können beispielsweise Auslöser für Hufrehe, Koliken, aber auch sekundäre Stoffwechselprobleme wie Sommerekzem oder Mauke sein. In vielen Grasmischungen, die man erwerben kann zum Nachsäen der Weiden, beträgt der Samenanteil des Weidelgrases bis zu 70 Prozent!  Bestellt man nicht sehr selektiv Kräuter und Gräser, so führt ein eigentlich positives Ansäen der Weide häufig zu einer Verarmung und Verschlechterung der Pferdeweide-Vegetationsqualität. Auch die Überdüngung bzw. mangelnde Pferdepflege (zB Fehlendes Absammeln des Pferdemists) führen zum Überwuchern von Unkraut. Das einseitige Nahrungsangebot führt bei Pferden langfristig zu erheblichen Stoffwechselproblemen und Mangelernährung mit all ihren Folgen.

Die Mehrheit der Böden sind ausgelaugt. Untersuchungen zufolge weisen die kultivierten Böden der Welt einen zwischen 30 und 70 Prozent niedrigeren Mineralstoff- und Spurenelement-Gehalt auf als noch vor 30 Jahren. Wenn man diese „leeren Böden“ nicht bedarfsgerecht düngt, beispielsweise mit Magnesium, weisen auch die Futterpflanzen einen entsprechend niedrigeren Gehalt an Vitalstoffen auf. Dies wiederum führt langfristig zu einer Mangelernährung bei unseren Pferden.

Viele Pferde genießen lediglich sehr eingeschränkten Weidegang. Pferde sind von Natur aus mit einem sehr guten Instinkt ausgestattet. Bei Wildpferden kann man sehr häufig eine gezielte Selbstmedikation beobachten. Pferde wissen sehr genau, was ihnen gut tut und was nicht, bzw. was sie brauchen. Erhalten Pferde aber nur reglementierten Auslauf auf – noch dazu oft sehr kleinen und ausgelaugten – Weiden, können sie sich nicht mehr das suchen, was sie brauchen. Eine Fehlernährung der Pferde ist die zwangsläufige Folge.

Zahlreiche Pferde unterliegen erhöhtem Stress. Nicht nur der Mensch, auch das Pferd ist in der „modernen Welt“ erhöhten Belastungen ausgesetzt. Umweltbelastungen, Lärm, Elektrosmog, aber auch eine zu hohe Pferdedichte in Offenstallherden oder auch unpassende Haltungsformen (Boxenhaltung mit zu wenig Bewegungsmöglichkeit), oder auch falsche Reitweise, häufige Stallwechsel und Turniereinsätze führen bei Pferden zu Stress. Gestresste Pferde haben einen erhöhten Bedarf an Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen. Beispielsweise Magnesium, die Vitamine E, C und Provitamin Betacarotin unterliegen in Zeiten von Stress erhöhten Bedarf.

Häufig werden Fohlen mit relativ leeren Mineralstoff-Depots geboren. Immer öfter findet man Jungpferde, die sehr anfällig für Krankheiten sind oder die offensichtliche Stoffwechselprobleme wie schlechtes Fell, Juckreiz oder Eiterpusteln aufweisen. Auch schlechte Hufequalität und eine generell schlechte Entwicklung sind bei Jungpferden immer häufiger zu beobachten. Woher kommt das? Wie bereits aufgezeigt, werden durch diverse Faktoren viele Pferde über Jahre – oft unbemerkt – mangelernährt. Wenn Zuchtstuten jedes Jahr Fohlen bekommen, werden ihre Mineralstoff-Depots immer leerer, wenn sie nicht bewußt zugefüttert werden. Als Folge ist das beispielsweise fünfte Fohlen aus der gleichen Stute oft deutlich kleiner und/oder deutlich krankheitsanfälliger als ihre ersten Fohlen.